Konzerthaus Berlin: “Arvo Pärt”
Hommage an Arvo Pärt zum 80. Geburtstag des Komponisten
Bewertung:
Arvo Pärt ist der meist verkaufte und aufgeführte zeitgenössische Komponist. Trotzdem brauchte es ein Geschenk des estnischen Staatspräsidenten zu seinem Staatsbesuch in Berlin, um einen ganzen Abend mit Pärts Musik zu dessen 80. Geburtstag im Konzerthaus in Gegenwart des Bundespräsidenten aufzuführen.
Dass Religion heute wieder eine Kategorie im Osten ist, die allerdings noch nicht zu Versöhnung beiträgt, kann man am Politikum von Adams Klage ablesen. Ein russischer Mönch auf dem Athos verfasste auf Russisch den Text, der den Brudermorde Kains und Abels und die Gottesferne thematisiert. Eine starke Geste im gegenwärtigen Umfeld. Die Musik allerdings ist in ihrer sehr konventionellen Dramatisierung dann doch vergleichen mit Pärts frühen Werken ein Rüchschritt.
Während man den Text von Adams Klage im Saal projiziert fand, wurden die Texte des Salve Regina und des Te Deums offenbar für Allgemeingut gehalten, was keineswegs der Fall ist. Dabei ist das frühe Te Deum das sicher stärkste Werk, vielfälitig nuanciert, der Chor in drei Gruppen aufgeteilt, intrikat mit dem Kammerorchester, Tonband und Glocken verwebt. Hier fanden der außerordenliche Chor und das Orchester auch richtig zusammen, während sonst das Orchester einen schwächeren Eindruck hinterließ.
Das Requiem auf Benjamin Britten, ein Proportionskanon mit raffinierten Wirkungen, war durch mangelnde rhythmische Präzision nur teilweise zu erkennen. Im Salve Regina hatte das Orchester bei weitem nicht die Klangkultur wie der Chor, was erst die spezifische Obertonregie des Komponisten hörbar gemacht hätte.
Clemens Goldberg, kulturradio